Sehr geehrter Herr Disberg, 

sehr geehrter Herr Cziesso (stv. Bürgermeister Apeldoorn),

liebe Schülerinnen und Schüler der Montessori-Schule,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

beste Mensen,

für die Einladung zum heutigen „Herdenking Dwangarbeiders Apeldoorn“ danken wir Reeser Ihnen sehr. Jahr für Jahr fühlen wir Reeser uns hier in Apeldoorn sehr willkommen und es ist mir auch heute eine große Ehre, als Bürgermeister der Stadt Rees die Möglichkeit zu bekommen, eine Ansprache halten zu dürfen.

„Offenheit, Frieden und Freundschaft“ – das waren die Worte, mit denen das „Neue Rees“ im vergangenen Jahr mit dem Erepenning der Gemeente Apeldoorn ausgezeichnet wurde.


Diese großartige Auszeichnung und Geste, die Sie uns damit entgegengebracht haben, hat uns damals wie heute sehr berührt. Die Urkunde ist sicherlich, so verstehen wir es, Anerkennung für unsere Bemühungen zur Aussöhnung beider Städte und deren Bevölkerung.

Aber wir verstehen die Auszeichnung gleichzeitig auch als Verpflichtung, diese Verbindung, die freundschaftlichen Kontakte und die Aussöhnung auch in Zukunft fortzuführen und mit Leben zu füllen. 

Der Erepenning der Gemeente Apeldoorn befindet sich heute in einer Vitrine auf dem Flur vor meinem Büro im Rathaus der Stadt Rees. Mit einem Blick auf die Urkunde erzähle ich Gästen regelmäßig den Prozess unserer Versöhnung, den wir anfangs zaghaft, später mutiger und offensiver gemeinsam erfolgreich beschritten haben. Gerne beschreibe ich dann auch das gute Verhältnis, das wir heute, 75 Jahre nach der Razzia von Apeldoorn, miteinander pflegen. 

Seit der emotionalen Auszeichnung von vor einem Jahr sind 12 Monate vergangen – ein Jahr, in dem wir gemeinsam den Verlust von gleich drei verdienten Persönlichkeiten verkraften mussten. Mit Jan de Louter, Johann van Essen sowie Jupp Becker verstarben drei wahre Freunde, die das Vergangene gemeinsam aufarbeiteten, sich aber insbesondere dafür einsetzten, den deutsch-niederländischen Dialog fortan zu verbessern. 

Jan de Louter, Johann van Essen und Jupp Becker wurden durch dieses Engagement für unsere beiden Städte wahrlich zu Vorbildern der Versöhnung. Auch wenn wir alle drei schmerzlich vermissen werden, können wir uns glücklich schätzen, so viele gemeinsame Begegnungen miteinander gehabt zu haben und so viele positive Erinnerungen mit den Dreien zu verbinden, die wir auch in Zukunft in uns tragen werden. 

Zukunft, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist das richtige Stichwort. Jan de Louter, Johann van Essen und Jupp Becker hinterlassen eine Lücke, die für unsere gemeinsame Arbeit nur schwer zu füllen ist. Es liegt an uns, neue Vorbilder zu suchen und zu finden. Vorbilder, die zeigen, wie wir das Zusammenleben in Europa und auch das Zusammenleben von Niederländern und Deutschen in Zukunft gestalten wollen. 

Ich bin daher sehr froh, dass sich mit Herrn Verbunt, einem niederländischen Pädagogen der Realschule in Rees, und seinen Schülerinnen und Schülern auch junge Menschen aus Rees dazu bereit erklärt haben, die heutige Gedenkveranstaltung mit zu gestalten. Niederländische und deutsche Kinder werden in ihrer Schule wie selbstverständlich gemeinsam unterrichtet.

Die Kinder und Jugendlichen gestalten ihre Freizeit gemeinsam und bemerken, während sie all diese Dinge gemeinsam unternehmen, gar nicht, dass sie unterschiedlichen Nationalitäten angehören.

Heute, 75 Jahre nach der Razzia vom 2. Dezember 1944, gedenken wir gemeinsam der niederländischen Opfer, die hier vom Marktplatz in Apeldoorn deportiert wurden und auf dem Transport und später in den deutschen Zwangsarbeiterlagern schlimme Zeiten erleiden mussten. 

11.000 Männer wurden hier zusammengetrieben. 4.500 Männer wurden von deutschen Nationalsozialisten deportiert und 850 wurden in Zwangsarbeiterlager in Rees und Umgebung gebracht. 

Die Zahlen sind schrecklich und unvorstellbar – erst Recht, wenn man Näheres über die betroffenen Menschen und die vielen Einzelschicksale erfährt. Was es für die Familien bedeutete, dass ihr Vater, ihr Mann, ihr Sohn oder ihr Großvater plötzlich und unerwartet aus ihrem Familienleben gerissen wurden, haben wir im Laufe der Jahre in zahlreichen Gespräche erfahren.

Mit Hilfe der jungen Generation können wir optimistisch in die Zukunft schauen und müssen uns, Alt und Jung, für ein friedliches Miteinander einsetzen. Um derartig schreckliche Ereignisse wie im Zweiten Weltkrieg in Zukunft zu verhindern, hilft von Zeit zu Zeit jedoch auch ein Blick zurück. Ein Blick zurück auf die Toten und die an Körper und Seele verwundeten Menschen aus dieser Zeit. Sie mahnen uns, damit so schlimme Zeiten niemals wiederkehren.

Wir alle müssen es – im Kleinen und im Großen – versuchen, uns wieder mehr zu respektieren, menschlicher miteinander umzugehen und mit mehr Anstand unserem Gegenüber zu begegnen. Das beginnt im Kleinen in unseren Familien, an unserer Arbeitsstätte oder an unseren Schulen und gilt natürlich ebenso in der Stadt, im Land oder im Austausch zwischen den Ländern und Kontinenten. 

Es ist daher schön und wichtig, dass Sie, ich bin mir sicher – ganz im Sinne von Jan de Louter, Johann van Essen und Jupp Becker – alle heute hier sind und mit Ihrer Teilnahme an dieser Gedenkfeier zeigen, dass Sie auch in Zukunft für die Werte eintreten, die unser Zusammenleben erst so friedlich und wunderbar werden lassen.

Vielen Dank.