Hieronder leest u de toespraak die burgemeester C. Gerwers van de Stadt Rees op 09-11-2019 te Rees heeft voorgedragen.
Sehr geehrter Herr van Dijk (Bürgermeister Gem. Oude IJsselstreek),
sehr geehrter Herr Cziesso (stv. Bürgermeister Apeldoorn),
liebe Freundinnnen und Freunde aus den Niederlanden,
verehrte Gäste,
beste Mensen,
wie Sie alle wissen und wie Sie an der aufgestellten Kerze erkennen können, steht die heutige 11. Reeser Veranstaltung zum Gedenken an die zu Tode gekommenen jüdischen Bürgerinnen und Bürger sowie der in Rees verstorbenen niederländischen Zwangsarbeiter ganz im Zeichen von Jan de Louter, Johan van Essen und Josef Becker. Alle drei sind seit der Gedenkveranstaltung des vergangenen Jahres von uns gegangen und alle drei eint, dass sie maßgeblich daran mitgewirkt haben, die Geschichte der niederländischen Zwangsarbeiter in unserer Stadt aufzuarbeiten.
Als junge Menschen sind Jan de Louter und Johan van Essen von den Nationalsozialisten in das Zwangsarbeiterlager nach Rees-Groin deportiert worden und mussten während ihrer Zeit in diesem Lager großes Leid ertragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Zwangsarbeitern überlebten beide dieses furchtbare Lager. Doch körperliche und vor allem seelische Wunden blieben zurück. Wir alle, die den Krieg nicht erleben mussten, können allenfalls erahnen, wie diese Erfahrungen das Leben von Jan de Louter, von Johann van Essen aber auch von Herrn Gerritze, den ich heute sehr herzlich hier in Rees begrüßen darf, beeinflusst haben.
Umso mehr ist es zu bewundern, dass sich Jan de Louter und Johan van Essen nach einer Zeit des Schweigens und der Zurückhaltung aktiv der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit angenommen haben. Beide sind auf das „neue Rees“, wie es in der Auszeichnung für die Stadt Rees mit dem Erenpenning der Gemeinde Apeldoorn heißt, zugegangen und haben immer wieder den Anstoß dazu gegeben, aufeinander zuzugehen.
Auch um zu verhindern, dass sich das Erlebte in Zukunft wiederholt, gingen sie in den Niederlanden an Schulen und erzählten jungen Menschen ihre eigene, ganz persönliche Geschichte. Auch in Rees hinterließen beide ihre tiefen Spuren. Wer immer sich in Rees mit der Geschichte der niederländischen Zwangsarbeiter beschäftigen wird, der wird auf die Namen von Jan de Louter und Johann van Essen stoßen.
Mit der Geschichte der niederländischen Zwangsarbeiter in Rees-Groin ist ein weiterer Name tief verbunden, nämlich Josef Becker aus Bienen. Mein Schulfreund Alexander Berkel, Redakteur und Filmemacher beim ZDF, war ein Freund von Josef Becker und bezeichnete ihn in einem Nachruf sehr treffend als „Brückenbauer aus Bienen“.
„Wenn Josef erzählte, wusste man, wie Krieg sich anhörte und anfühlte und wie es war, nach den Kämpfen in die Gesichter der toten Soldaten zu blicken“, so beschreibt Berkel die Gespräche mit Jupp Becker, wie ihn hier alle nannten. Mit dem Anspruch, diese schrecklichen Erlebnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch kommenden Generationen zugänglich zu machen, hat sich Josef Becker mit ganzem Herzen engagiert. Er arbeitete auf, verfasste Bücher und Beiträge und lud Menschen aus der ganzen Welt zu sich nach Hause in Bienen ein, um sich gemeinsam an die schlimmen Kriegszeiten zu erinnern und Freundschaften zu schließen.
Im Jahr 2004 wurden wir Reeser erstmalig nach Apeldoorn eingeladen. Mit der Einweihung des „Manneke“, einer kleinen Zinn-Figur, die nach vorne gebeugt, das Leid des Lebens symbolisiert und als Mahnmal an die niederländischen Zwangsarbeiter erinnert, fand die erste gemeinsame Veranstaltung zur Aufarbeitung unserer gemeinsamen Vergangenheit statt. Wie eigentlich immer, wenn es Begegnungen dieser Art gab, war Josef Becker mit dabei. Dass wir heute, 15 Jahre später, ein solch gutes, ja freundschaftliches Verhältnis zu unseren Nachbarn aus den Niederlanden pflegen und zudem auch die heutige Gedenkveranstaltung seit mittlerweile 11 Jahren gemeinsam feiern, ist zu sehr großen Teilen auch Verdienst von Josef Becker. Er gehörte ebenso wie Jan de Louter und Johan van Essen zu den treibenden Kräften des grenzüberschreitenden Austausches und war aufgrund seiner sympathischen Art maßgeblich daran beteiligt, dass die niederländischen Zwangsarbeiter im Laufe der Zeit gerne zu uns in die Stadt Rees kamen.
Mit Josef Becker, Jan de Louter und Johan van Essen, meine Damen und Herren, verlieren wir drei wichtige Vertreter der Freundschaft und Aussöhnung unserer Städte auf beiden Seiten der Grenze, die mit viel Engagement und Überzeugung gegen das Vergessen und für den Frieden eingetreten sind. Es bleibt nun unsere Aufgabe, alles zu tun, damit sich solch schlimme Taten, wie sie gegenüber den niederländischen Zwangsarbeitern, aber auch gegenüber jüdischen Mitbürgern und anderen Minderheiten im Dritten Reich in Deutschland verübt wurden, niemals wiederholen. Allen dreien, Jan de Louter, Johan van Essen und Josef Becker sind wirkliche Vorbilder für uns. Allen dreien werden wir ein ehrendes Andenken bewahren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich sehr, dass Sie mit Ihrem Besuch zeigen, dass das Gedenken an die schrecklichen Taten der Nationalsozialisten auch ohne die drei Verstorbenen weitergeht. Die jüngsten Wahlergebnisse, vor allem im Osten unseres Landes zeigen, dass unsere Gesellschaft leider wieder zu den Rändern strebt. „Wehret den Anfängen“, heißt es an dieser Stelle oft das möchte auch ich an dieser Stelle sagen.
Wir alle dürfen nicht schweigen und zu einer schweigenden Mehrheit in unserem Land und in unserer Stadt werden. Wir müssen uns zu Wort
melden, engagieren und immer wieder entschieden für ein tolerantes, friedfertiges und vereintes Zusammenleben eintreten.
Das kostet Kraft und Engagement und kann auch mühsam und anstrengend sein, aber die Millionen Opfer der beiden Weltkriege mahnen jeden Einzelnen von uns, jetzt und in Zukunft Verantwortung für uns und die nächsten Generationen zu übernehmen, gerade nicht zu schweigen, sondern sich zu Wort zu melden, sich für die Schwächeren in unserer Gesellschaft einzusetzen und Menschen in Not zu helfen. Also lassen Sie uns nicht nur anständig sein, sondern lassen Sie uns diese Anständigkeit auch offen und mutig zeigen.
Vielen Dank.
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