Sehr geehrter Herr Disberg,

sehr geehrte Herren de Louter und Geritsen, Tesink

liebe Schülerinnen und Schüler der Montessori-Schule,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

beste Mensen,

für die Einladung zur heutigen Gedenkveranstaltung hier in Apeldoorn danken wir Reeser Ihnen herzlich. Wir freuen uns und wissen es sehr zu schätzen, dass wir wieder einmal Gast hier in Apeldoorn sein dürfen.

Gemeinsam erinnern wir uns heute an die Razzia vom 2. Dezember 1944 und gedenken der niederländischen Opfer, die von hieraus deportiert wurden und auf dem Transport und später in den Zwangsarbeiterlagern schlimme Zeiten erleiden mussten.

Hier auf dem Marktplatz in Apeldoorn wurden 11.000 Menschen zusammengetrieben.

4.500 Männer wurden von den deutschen Nationalsozialisten deportiert, 850 davon wurden in die Zwangsarbeiterlager in Rees und Umgebung gebracht.

Dieses schreckliche Ereignis liegt nun 73 Jahre zurück, aber die Erinnerung an diese grausamen Tage macht uns heute noch tief betroffen.

Neben den niederländischen Zwangsarbeitern, die in Deutschland und auch in Rees im damaligen „Kamp Rees“ erniedrigt, gequält und auf schlimme Art und Weise misshandelt wurden und vielfach zu Tode kamen, wollen wir heute auch der Angehörigen der Zwangsarbeiter gedenken, die Väter, Ehemänner und Söhne verloren haben und in unendlicher Sorge um diese Männer gewesen sein müssen.

Gerade, weil immer weniger Zeitzeugen noch leben ist es umso wichtiger, dass wir mit Gedenkveranstaltungen wie der heutigen daran erinnern, wie vor allem unsere Eltern und Großeltern die furchtbare Zeit des Zweiten Weltkrieges erleben mussten.

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor einigen Wochen habe ich im Fernsehen in Deutschland eine Dokumentation zur Vergangenheit Europas sehen können. Dabei hat der australische Historiker Christopher Clark in der Sendung Terra X seine Zuschauer auf eine Reise durch die europäische Geschichte mitgenommen und in sechs Folgen nicht nur die Geschichte Europas aufgearbeitet, sondern auch seine Faszination über die Leistungen der Europäer zum Ausdruck gebracht.

Dabei zeigt der Historiker zunächst, dass Europa der Kontinent ist, der mit großem Abstand die meisten Kriege und bewaffneten Konflikte ausgetragen hat.

Über 600 militärische Auseinandersetzungen zählt der Wissenschaftler auf, die sich seit der Gründung des europäischen Kontinents ereigneten. Nach dem Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges jedoch habe sich das vereinigte Europa zu einem Kontinent entwickelt, in dem politische Vernunft herrsche und indem der Versuch unternommen werde dauerhaft Frieden und Freiheit zu sichern.

Dass es den Staaten in Europa gelungen ist, den Frieden Europas länger als jemals zuvor zu sichern, wurde im Jahr 2012 sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet und Europa ist seit der Zeit der Unterdrückung im Zweiten Weltkrieg auch ein Kontinent der Freiheit geworden.

In den demokratischen Staaten Europas werden die Menschenrechte geachtet und nach dem Fall der innerdeutschen Mauer wachsen nicht nur Ost und West in Deutschland, sondern auch West- und Osteuropa zusammen, auch wenn es leider immer wieder auch Rückschritte gibt.

Zweifel an gemeinsamen Werten, nationaler Egoismus sowie Krisen durch Brexit, Flüchtlingswelle und Schuldenberge lassen auch die Freunde eines friedlichen Europas manchmal verzweifeln.

Der heutige Gedenktag sollte aber ganz sicher kein Tag der Verzweiflung sein. Nein, wir sollten uns heute auch darüber freuen, dass wir Freunde geworden sind, dass sich Niederländer und Deutsche so gut verstehen, dass die deutsch-niederländische Beziehungen zu einem Vorbild in Europa geworden sind und einen wichtigen Eckpfeiler für Frieden, Freundschaft und Freiheit in der Europäischen Union darstellen.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir respektvoll miteinander umgehen: In der Familie, in der Nachbarschaft, in der Schule und am Arbeitsplatz. Lassen Sie uns alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Welt ein klein wenig friedlicher wird und dass sich so etwas wie vor 73 Jahren hier in Apeldoorn und Rees niemals wiederholt.

Vielen Dank.