Sehr geehrter Herr Cziesso, sehr geehrter Herr Disberg, verehrte Zeitzeugen, lieber Herr de Louter, liebe Schülerinnen und Schüler der Montessorie-Schule, meine sehr geehrten Damen und Herren, für die Einladung zur heutigen Gedenkveranstaltung hier in Apeldoorn danke ich Ihnen ganz herzlich. Ich freue mich sehr – und glauben Sie mir, ich meine es genau so, wie ich es sage – ich freue mich sehr, heute bei Ihnen zu sein und an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Gemeinsam gedenken wir der Razzia vom 02.12.1944 und deren Folgen. Es ist nun fast genau auf den Tag sieben Jahrzehnte her, dass hier auf dem Marktplatz 11.000 Menschen versammelt wurden. 4.500 Männer wurden deportiert, 850 von ihnen in die Zwangsarbeiterlager in Rees und Umgebung gebracht.

Ich bin nun seit fünf Jahren Bürgermeister der Stadt Rees. Seither habe ich viele schöne Momente erlebt, aber auch viele Herausforderungen gemeistert. Und gerade die herzlichen und freundschaftlichen Kontakte zu den niederländischen Zwangsarbeitern und ihren Familien gehören bis heute zu den schönsten Begegnungen und Momenten in meiner bisherigen Amtszeit.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder, heutzutage kommen viele Touristen zu uns nach Rees, um ihre Freizeit oder den Urlaub zu verbringen. Sie fahren mit dem Rad, spazieren durch den historischen Stadtkern oder über die Rheinpromenade und wollen sich einfach ein wenig erholen. Doch das war, wie Sie alle wissen, nicht immer so. Vor 70 Jahren haben viele Menschen in den Zwangsarbeiterlagern Schreckliches erlebt, viele von ihnen haben diese Zeit nicht überlebt.

Daher bin ich am 01. Dezember 2009 – wie gesagt, ich war erst seit wenigen Tagen Bürgermeister von Rees – mit sehr gemischten Gefühlen hierher zur Gedenkveranstaltung nach Apeldoorn gekommen, denn ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde – und ich wollte natürlich auch niemanden durch ein unbedachtes Wort oder eine unbedachte Handlung verletzen oder kränken. Und was mich dann erwartete – und das hat sich in den folgenden Jahren immer noch weiter vertieft – hat mich beeindruckt und sehr berührt. Ich bin sehr herzlich von Ihnen allen aufgenommen worden und insbesondere die ehemaligen niederländischen Zwangsarbeiter haben mich mit offenen Armen empfangen. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Und dafür danke ich Ihnen heute von ganzem Herzen.

Und ein weiterer sehr bewegender und zugleich sehr schöner Moment war, als Sie, Herr de Louter, bei der Gedenkveranstaltung in Rees im Jahre 2012 schilderten, wie sich Ihr persönliches Verhältnis zur Stadt Rees verändert hat. Ich glaube, das habe ich hier schon einmal erzählt. Sie sagten nämlich, früher hätten Sie nochmal besonders aufs Gaspedal gedrückt, wenn Sie auf der Autobahn an Rees vorbeigefahren sind, heute kämen Sie jedoch gerne nach Rees.

Diese Aussage hat mir gezeigt, dass Sie, verehrter Herr de Louter, trotz der schrecklichen Vorkommnisse den Mut hatten, auf die Deutschen, insbesondere auf uns Reeser, zuzugehen und unsere Stadt zu besuchen. Und so wie Ihnen, ist es mehreren ehemaligen Zwangsarbeitern und auch ihren Angehörigen ergangen. Darüber bin ich unglaublich froh, und es ist für mich ein gutes Gefühl, zu sehen, dass aus früheren Feinden nach langer langer Zeit Freunde geworden sind. Und ich bin sicher, auch Sie, verehrte Damen und Herren, berührt diese wunderbare Entwicklung.

Wenn wir heute hierher nach Apeldoorn kommen, dann sind wir zu Besuch bei guten Freunden! Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, für das wir Ihnen allen, verehrte Damen und Herren, ganz herzlich danken.

Dass sowohl Niederländer als auch Deutsche seit einigen Jahren gemeinsame Veranstaltung durchführen und besuchen und dass sich so Freundschaften entwickelt haben, das ist gerade den Menschen zu verdanken, die damals unglaubliches Leid erlitten haben, aber nun dazu bereit sind, der nachfolgenden Generation, z. B. in Rees, die Hand zu reichen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler, ich möchte mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die Jahr für Jahr dazu beitragen, dass wir gemeinsam der schrecklichen Ereignisse gedenken und gemeinsam dafür eintreten, dass sich so etwas nie wiederholt.
Herzlichen Dank.